Text: Ursula Jurutka, Johannes Willwacher
Wenn sie einen Hütehund in ihre Familie aufgenommen haben, werden sie bei Spaziergängen schnell feststellen, dass ihr Hütehund es nicht mag, wenn einzelne Familienmitglieder zurückbleiben. Er wird versuchen, die Familie – seine „Herde“ zusammenzuhalten. Das liegt ihm im Blut. Dafür wurde er gezüchtet. Versucht man, den Hütetrieb wegzuzüchten, so kann das unabsehbare Folgen auf das Wesen der Hunde haben, da z. B. Hütetrieb, Führigkeit und der starke Wille zu dienen, miteinander verbunden sind. Züchtet man das eine weg, verliert man auch andere wertvolle Eigenschaften. Deshalb darf der Erhalt der Hüteeigenschaften der britischen Hütehunde auch als eine der vorrangingen Aufgaben des CfBrH gelten.
Es ist also kaum verwunderlich, dass sich viele Züchter und Besitzer unserer Rassen für den Erhalt der Befähigung zur Hütearbeit stark machen, und sich innerhalb des Club für britische Hütehunde verschiedene Initiativen gegründet haben, um Trainingsmöglichkeiten zu geben oder Hütewettbewerbe durchzuführen (bspw. die Hütekommission des CfBrH).
Mit dem Hessentrial, das dank Horst Ludwig – einem unserer aktiven Züchter, der darüber hinaus nicht nur ein erfahrener Ausbilder, sondern auch ein international anerkannter Richter für Hütewettbewerbe ist – seit mehr als zehn Jahren in Rauschenberg stattfinden kann, bietet sich auch bei uns in Hessen die Gelegenheit dazu.
Wer wissen möchte, ob sein Hütehund noch Interesse an der Schafarbeit hat, kann den NHAT (Natural Herding Aptitude Test) mit seinem Hund absolvieren. Der „Herding Working Test“, der inzwischen für den Border Collie auch als Voraussetzung für die Zuchttauglichkeitsprüfung (ZTP) anerkannt ist, schließt sich daran an. Wer den HWT bestanden und Lust bekommen hat, sich auf Hütewettbewerben zu beweisen, kann in den Klassen 1 bis 3 (IHT 1–3) starten.
Unsere Hütehunde haben verschiedene Arbeitsweisen. Der Border Collie arbeitet ruhig mit Auge, Körpersprache und seiner Präsenz. Der Border Collie ist einer der wenigen Hütehunde, der in der Lage ist, selbständig auf weite Entfernung die Schafe zu holen. Beim Wettkampf nennt man das „outrun“.
Alle anderen Hütehunde wie Sheltie, Bearded Collie etc. sind gerne deutlich dichter an der Herde und treiben teilweise auch bellend. Sie sehen auf einem Bild zwei Shelties an den Schafen arbeiten. Diese Arbeitsweise gibt es auch beim Border Collie. Man nennt es bei Wettkämpfen: Brace. Jeder Hund hat selbstverständlich eigene Kommandos und ist auch in der Regel immer auf der gleichen Seite der Herde. So kennt er seinen Platz.
Literaturempfehlung
Herbert Sehner: Wie Hütehunde wirklich ticken: Ihre Eigenheiten und Bedürfnisse, Kastner 2022